Allein & Still
In Gedenken an ….
Still und allein lebte er, still und allein ging er.
Still und allein durchwanderte er sein Dasein.
Still und allein begab er sich auf die Reise nach Irgendwo.
Er durchwanderte sein Leben mit einem kleinen Koffer voll Habseligkeiten.
Er durchwanderte sein Leben in der Bescheidenheit.
Er durchwanderte sein Leben ohne materiellen Hintergrund.
Sein Leben brauchte keinen Fernseher, das „Draussen“ war seine Welt.
Sein Leben brauchte keinen Ferienaufenthalt in Irgendwo.
Sein Leben brauchte keinen Luxus.
Und doch schien er in seiner eigenen Zufriedenheit zu leben.
Und doch hat es ihm an nichts gemangelt.
Und doch durchlebte er seine eigenen Glücksmomente.
Momente, als er den hübschen Servicedamen beim Mittagstisch zugezwinkert hat.
Ein Zwinkern, ein Schalk der dort fehlen wird.
Wie sich bei einem Bier seine Zunge löste und aus seiner Stille plötzlich Worte sprudelten.
Diese Worte werden wohl nie mehr gehört.
Wie er sich am Dienstag seinen kargen Lohn einholen konnte.
Diese Dienstage werden nicht mehr sein.
Wie er das Strassenbild von Chur geprägt hat, mit seinen stillen Pilgerreisen durch die Stadt.
Die Strassen werden jetzt ohne ihn sein.
Die Warenhäuser, eine willkommene warme Stube für den Winter.
Die Warenhäuser verlieren einen treuen Bewohner.
Die lustigen Gesten, wie seine Hosen in die Hüfte ziehen und dabei weiterlaufen.
Das amüsante Lächeln bleibt in den Gedanken haften.
Ihn auf einen Kaffee einladen. Wie beide Seiten stumm und still im Stuhl vor der Tasse Kaffee verharrten.
Dieser Stuhl bleibt leer. Die Stummheit ist dem „für immer“ Schweigen gewichen.
Was bringt uns heute an diesen Ort zusammen, als der Gedanke an den leeren Stuhl oder die Pilgerreisen durch die Stadt.
Bringen uns heute die Gedanken zusammen, wie wir uns wohl fühlen würden, wenn wir in dieser Stille, in diesem Allein ausharren müssten.
Wir können das Leben von.., liebevoll .. genannt, mit Worten beschreiben. Wir können die Anekdoten dieser Seele wiedergeben.
Jedoch können wir nicht das Kleid von …. anziehen und durch seine Gefühle und Erlebnisse wandern.
Wir können nicht nachvollziehen, wie sein Alleinsein sich für ihn angefühlt hat.
Wir sehen nur die Schuhe, die er zurückgelassen hat.
Doch greifen wir die Worte, die wir zu fassen vermögen. Beschreiben wir die Gefühle, die in diesem Augenblick in uns sind.
Jeder von uns weiss für sich, wie sich dieser Augenblick anfühlt.
Der Augenblick der Stille, des Alleinsein. Lass uns eine kurze Zeit dieser Ewigkeit an denken. An ihn, an uns....
Vielleicht trägt jeder in uns ein in sich.
Erbauen wir eine Brücke für . Eine Brücke in eine andere Welt.
Begleiten wir ihn über diese Brücke, damit sein Alleinsein zu Ende geht.
Begleiten wir ihn über diese Brücke, die Brücke der Liebe und des Lichtes.
Begleiten wir ihn über diese Brücke und geben ihn in die Hand des Irgendwos.
Er durchwandert sein jetziges Sein mit einem Koffer voller Licht und Liebe.
Er durchwandert sein jetziges Sein im Reichtum der Bescheidenheit.
Er durchwandert sein jetziges Sein, ohne etwas von dieser Welt zu brauchen.
Keiner wird ihn vermissen und doch wird er fehlen.
Keiner wird von ihm reden und doch ist er in aller Munde.
Keiner wird ihn brauchen und doch ist er immer da.
Allein Tag ein und Tag aus.
Allein Nacht ein und Nacht aus.
Allein Weihnachten, Ostern und Geburtstag.
©Domenica Meier-Durisch
